Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Winnetou 1, Blutsbrüder
  Regie: Peter Folken


Eintrag von GP (vom 17.8.2005) (weitere Einträge von GP)

Auch eine Drei.

Es ist müßig, hier Vergleiche zu anderen Produktionen derselben Beteiligten zu ziehen, wenngleich es sich sehr anbietet. Rätselhaft erscheint ohnehin, wie man dazu kam, dieser Neuauflage einer Neuauflage so hohe Erfolgschancen auszurechnen. Allerdings sind hier mittlerweile aufnahmetechnische Möglichkeiten vorhanden, die man sich für die 1968er Europa-Version gewünscht hätte. Das stellt schon eine Verbesserung dar.

Die Musik ist zwar nicht jedermanns Sache, aber besitzt einen ganz eigenen Charakter. Anderswo konnte Halver während seiner Teldec-Zeit bei Hörspielfassungen bereits verfilmter Stoffe auf die dazugehörige Musik zurückgreifen, so etwa bei Bert Grunds Mathias Sandorf-Thema. Ein Böttcher hätte hier sicher auch nicht geschadet, es gab ja gerade in den Siebzigern sehr viele populäre Böttcher-Aufnahmen der Teldec.

Zur Besetzung:

Vorab - das Cover bietet eine interessante Kombination, die m.W. so nie vertont wurde, nämlich mit Latwesen als Winnetou und Herget als Shatterhand, das könnte doch nochmal einer bringen. Herr Geisendorf vielleicht, sofern ihm die Herrschaften ein Begriff sind...

Die Sprecher der Hauptrollen sind geradezu unantastbar, aber schon beim Rattler geht es los. Man würde ja erwarten, dass er dahergerannt kommt, schreit, in Panik auf den Baum flüchtet - und das alles aus der Tiefe des Raumes. Nein, Herr Dittmann steht hörbar neben Herrn Trixner und liest (!) vor bzw. ab. Wenn das selbst einem so versierten Sprecher nicht auffällt, dass er hier nur Langeweile vermittelt, dann muss das aber spätestens die Regie merken!

Captain-Future-Elektronenhirn Jochen Schmidt als Intschu-tschuna - schade, hatte Hans Paetsch keine Zeit? Oder wäre es dadurch nur den anderen Versionen zu ähnlich geworden? Nichts gegen Herrn Schmidt, aber wenn man an dieser Stelle eben den kernigen Paetsch aus der Mitte gewohnt ist, klingt das erstmal etwas dünn. Aber er gewinnt im Laufe der leider nicht allzu langen Rolle an Charakter.

Werner Cartano als Tangua. Neulich sprach er nicht minder energisch den Captain Smollett in der "Schatzinsel"-Fassung mit Dietmar Mues und gefiehl mir sehr gut. Hier ist er auch eher zischelnd-hinterhältig als dumpf-grollend (wofür sich seine Stimme auch nicht anbietet), aber von der Assoziation mit Detektiv Fix aus den "80 Tagen um die Welt" kommt er mir nicht weg...

Marianne Warneke. Nie gehört. Ein Pseudonym? Man ist ja gewohnt, dass die Sprecher dieser Stücke selten das wahre Alter ihrer Charaktere haben, und so ist auch diese Nscho-tschi beileibe keine 18. Sie klingt viel zu voll und viel zu reif. Aber spricht nicht so unangenehm gekünsteltes Hochdeutsch mit allen Endungen wie Herma Koehn. Die ihrerseits vom Alter her gepasst haben mag.

René Genesis als Santer. Zu kurz der Auftritt, um ihn zu benoten (wie beim kicker sportmagazin, wenn einer in der 88. Minute eingewechselt wird). Mein erster Gedanke war nur: Wolfgang Spier. Denn er spricht ungemein hoch. Finde ich.

Der Ur-Santer jedoch, Peter Folken, ist hier mal der Sam Hawkens. Das ist ein Rollentausch, den ich mir auch mal wünschen würde, vom Bösewicht zum Kauz. Leider macht er sowohl als Regisseur Folken als auch unter dem Sprecher-Pseudonym Marcel v. Berg Sam Hawkins (ja... sic!) zum Trottel. Gibt es denn keine andere Möglichkeit, diesen Kauz akustisch darzustellen, als ihm immer wieder einen Sprachfehler zu verpassen? Er stottert. N-n-n-scho tschi... Gesundheit! Wobei er mir immer noch besser gefällt als der sächselnde Joachim Wolff, das werde ich dem nämlich nie verzeihen ;-)

Wen vergessen? Albert Lichtenfeld. Weil er nicht auffällt. (Man beachte die Sprachmelodie.) Und da gilt wie bei der Filmmusik: Wenn sie nicht auffällt, war sie gut. D.h. bezogen auf ihn, er hat die Rolle transportiert und diesen Auftrag voll und ganz erfüllt, ohne sich in den Vordergrund zu rücken. Sehr angenehm.

Zum Buch hat mein Vorschreiber schon einiges angedeutet. Hektisch mag ich es nicht nennen, eher, dass die Story so richtig Fahrt bekommt. Von den typischen Längen des May keine Spur mehr. Hier passen sie auch nicht hin. Das ist gut so. Aber ob man dem Stoff insgesamt einen Gefallen tut, wenn man ihn so arg zusammenstreicht, glaube ich kaum. Schon die "Europas" waren megakurz, aber hier hat sich Streich-König Folken selbst übertroffen - wenn er mal bloß nicht über's Ziel hinaus geschossen ist.

kein Punkt kein Punkt
Eintrag von thoschw (vom 17.5.2003) (weitere Einträge von thoschw)

Das ist die dritte und letzte 'Winnetou-I'-Version mit Konrad Halver, aber die einzige mit Heinz Trixner. Aber auch diese hervorragenden Sprecher können nicht verhindern, daß dieses Hörspiel im Vergleich mit der Europa-Aufnahme nach Peter Folken und der Hafo-Produktion nach Dagmar von Kurmin eindeutig das schwächste ist: Da der gesamte Roman in eine auch noch relativ geringe Gesamtlänge gepreßt wurde, erweist sich das Ganze als 'Best-of-Winnetou-I-Szenen'-Potpourri.

Neben dem Zeitraffer-Tempo - so hört man die Stimme Winnetous erstmals, als er Old Shatterhand zum späteren Kampf mit Intschu-tschuna abholt - wurde teilweise auch verkürzend und simplifizierend von der Vorlage abgewichen: So kreiert Sam Hawkens den Kriegsnamen 'Shatterhand', Klekih-Petra wird ohne Beratungspause erschossen, die Kiowas erscheinen out of nowhere, u.s.w.. Musikalisch wird dieser Schnelldurchgang dabei mit den üblichen Mundharmonika-Klängen von Wolfram Burg bis hin zum abschließenden 'Winnetou & Old Shatterhand'-Song begleitet.

Und so rechtfertigen nur der professionelle Hafo-Touch und die einmalige Chance, Trixner als werdene Schmetterhand zu hören, noch eine milde drei-Punkte Wertung.

kein Punkt kein Punkt
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