|
Eintrag von thoschw (vom 23.10.2004) (weitere Einträge von thoschw) So ein Hörbuch lenkt die Aufmerksamkeit des Hörers manchmal auf kleine Details, die dem Leser, dessen Lektüre des Buches bereits Jahre - ja, Jahrzehnte - hinter ihm liegt, gar nicht mehr bewußt waren. So etwa auch auf Mays Figurenbennung: Daß Karl May mit Brankcroft und Rattler Namen gewählt hat, bei denen die Assoziation von Bankrott Und Ratte nur allzu deutlich mitschwingt, ist überdeutlich verständlich, daß der Name des Oberingeniuer White für jemanden gewählt wurde, dessen Weste weiß ist, springt vielleicht nicht gleich ins Auge, ist aber nichtsdestotrotz auch nicht sehr subtil, daß aber White auch der logische Komplimentärname zu dem neuen Hauslehrer Mr. Black ist und somit geradezu gesetzmäßig als Name von May assoziiert wurde, fällt einem normalerweise so gut wie nicht auf, da dieser neue Hauslehrer eben nur am Rande erwähnt wird. Im Zusammenhang mit der 'Farewell'-Party für das Greenhorn ist übrigens in dieser Lesefassung die Szene mit der teigschleckenden fünfjährigen Emmy - eine kleine Anspielung auf den Altersunterschied zwischen May und seiner Frau Emma - der Schere zum Opfer gefallen. Auch ansonsten merkt man dem Hörbuch an, daß es sich um eine gekürzte Lesefassung handelt. Gewöhnungsbedürftig ist etwa die komplette Auslassung des Gespräches zwischen Klekih-Petra und Shatterhand, deshalb fehlt dann natürlich ebenso auch der Wunsch des sterbenen 'weißen Häuptlings' der Apatschen, daß Shatterhand nun auf Winnetou aufpassen solle. Außerdem ist auch die 'Liebesgeschichte' zwischen Sam Hawkens und 'Vollmond' Kliuna-ai vollständig ausgeblendet. Mit von der Partie sind allerdings Hatatitla und Itschi, schließlich beruht dieses Hörbuch auf der KMV-Fassung. Für einen hörspielerprobten Zuhörer, der viele der Dialoge und Szenen schon in mehreren Fassungen gehört hat, vermag die gelesenen Version zwar nicht fundamental 'Neues' zu bieten, da bei vielen inszenierten Produktionen der Verfolgung Santers aber häufig Winnetous Schluchtenfalle ausgeblendet ist, kann gerade dieser Handlungsteil je nach Vorprägung durchaus besonders zu fesseln. Zu den Pluspunkten gehört auch Stefan Wigger, ein wohltuender Erzähler, der außerdem insbesondere in der 'Rolle' des Sam Hawkens aufgeht, dem er als einzigen der Charaktere eine eigene, unverwechselbare Note verleiht und dabei auch dessen 'Hi,hi,hi,hi' vorlagegetreu bis hin zum letzten Schlußakkord ganz eigentümlich in sich hineinlacht. Weniger gelungenen - und dabei völlig unnötig - sind einige mitunter kaum nachvollziehbaren Schnitte, mit denen eine Cassettenseiten von der anderen getrennt wird. Die Unsitte, Dialoge durchzuschneiden, ist ja gerade bei Hörbüchern leider weit verbreitet, da wird die Schere manchmal einfach mit der Stoppuhr angesetzt, um eine bestimmte Länge nicht zu überschreiten, andere Schnittmuster folgen sogar keinerlei nachvollziehbaren Plan. So finden sich auch bei dieser 'Winnetou'-Lesung Schnitte ganz unterschiedlicher Qualität, warum etwa Seite 10 kurz vor Ende des Kapitels 'Eine Fährte weist den Weg' nach der Verkündung von Intschu-tschunas und Nscho-tschis Tod an die Apatschen abbricht, obwohl in den folgenden 5 Minuten Leerlauf der Rest des Kapitels locker hiningepaßt hätte, der stattdessen dann aber kurz noch die Seite 11 einleitet, bleibt völlig rätselhaft. Eintrag von JennyFlorstedt (vom 17.3.2004) (weitere Einträge von JennyFlorstedt) Karl May Winnetou I Kategorie: Lesung Bereich: Abenteuer Produktion: MDR 1998 Spielzeit: ca. 658 Min. Verlag: Karl-May-Verlag, Bamberg Preis: DM 98,- für 7 MC (Stand zum Rezensionszeitpunkt) ISBN: 3-7802-0180-1 Seit Generationen reiten sie nun schon durch die Kinderzimmer und haben auch bei den inzwischen Erwachsenen ihre treue Anhängerschaft: der stets aufrechte und tapfere Old Shatterhand, sein Blutsbruder, der edle Apache Winnetou, der verschrobene Sam Hawkins und seine Gefährten Dick Stone und Will Parker sowie all die anderen Charaktere, die der gebürtige Sachse Karl May schuf und die ihn zum meistgelesensten deutschen Schriftsteller machten, wenn ich mich nicht irre, hihi. Einen jungen Deutschen treibt der Wunsch nach beruflichem Fortkommen und Abenteuerlust nach Nordamerika, wo der Westen noch wild und ein Handschlag ein Pakt ist. Als Landvermesser kommt er in das Gebiet der Indianer und verdient sich seine ersten Meriten. Begleitet von seinen Gefährten Hawkins & Co. begegnet er schließlich dem Apachenhäuptling Winnetou - der Beginn einer lebenslangen und unverbrüchlichen Freundschaft. Das deutsche Greenhorn wird zum erfahrenen Westmann und schließlich zum berühmten Old Shatterhand, ein Name, der bald für Kampfeskunst, Klugheit und Gerechtigkeit steht. Mit der vorliegenden Winnetou I-Produktion des Mitteldeutschen Rundfunks ist dem Karl-May-Verlag ein beachtlicher Einstieg in das für ihn neue Segment Hörbuchmarkt gelungen. Kein Wunder bei den Zutaten: Mit dem ersten der insgesamt drei Winnetou-Bände bildet die erfolgreichste aller Karl-May-Veröffentlichungen (verkaufte Auflage über 3,7 Mio. Exemplare) die Grundlage. Carl-Heinz Dömken, Journalist und Karl-May-Kenner, zeichnet für die Radio-Dramatisierung verantwortlich und brachte den umfangreichen Stoff auf hörbare und trotzdem beachtliche Länge. Unter der Regie von Wolf Euba erweckt Bühnen- und Fernsehschauspieler Stefan Wigger lustvoll all die Indsmen und Westläufer zum Leben, er brummelt, keift, quäkt und gluckst und macht so aus einer (Vor-) Lesung ein lebendiges Klangbild, fast könnte man meinen, verschiedene Stimmen zu hören. So ist es sehr kurzweilig und unterhaltsam, die immerhin fast elf Stunden in der Prärie zu verbringen. Wird es weitere Vertonungen geben, darf man sich schon auf Winnetou II und III freuen? Bernhard Schmid, Verlagsverantwortlicher für das Hörbuch, ist vorsichtig optimistisch. Man sei ohne eine bestimmte Verkaufserwartung gestartet, doch wäre der Absatz größer, wären die Planungen weiterer Produktionen natürlich schon fortgeschrittener. Momentan überarbeite der Verlag die Vertriebsstrukturen, um seine potentiellen Kunden besser zu erreichen - ein Problem, mit dem sich viele Hörbuchlabel herumschlagen müssen: die Plazierung der Produkte im Handel. Immerhin gibt es schon Gespräche mit dem produzierenden Mitteldeutschen Rundfunk und sicher ist: Stefan Wigger stünde als Interpret wieder zur Verfügung. Das lässt hoffen. Winnetou reitet nahe an der Romanvorlage - satteln Sie die Ohren! Wertung: 8 von 10 Henrystutzen ----------------------------------------------------------- Besprechung: Thorsten Korsch, (c) 11/99 Weitere ausführliche Besprechungen von Hörspielen und Lesungen: www.dem.de (Click: Audiobooks) Eintrag von skyrider (vom 20.11.2003) (weitere Einträge von skyrider) zuerst war ich ja etwas skeptisch, was die Länge betrifft. Sind immerhin 7 MCs. Aber was Stefan Wigger hier abliefert ist ein Meisterwerk. Durch Variation seiner Stimme bringt er die jeweilige Situation perfekt herüber. Ausserdem spricht er die einzelnen Personen etwas verschieden. Besonders genial ist seine Sam Hawkens Interpretation. In keiner Minute kommt Langweile auf. Für jeden May-Fan ein Muß. Aber auch für Hörbuch-Liebhaber im allgemeinen ein Pflichtkauf. Daumen hoch und glatte 5 Punkte. Hoffentlich kommt da bald mal Teil 2 und Teil 3. |