Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Winnetou 3, Die Eisenbahnräuber, Folge 1
  Produktion: Konrad Halver - Produktion: Peter Folken - Regie: Peter Folken


Eintrag von senfman (vom 23.3.2011) (weitere Einträge von senfman)

Ich kannte René Genesis bisdato nur als Schurkensprecher (aus später entstandenen Produktionen). Wie überrascht war ich, ihn hier in einer positiven Rolle zu erleben - noch überraschter war ich, dass er sich gegenüber seinen bis zur Karikatur überzogenen Auftritten als Santer oder Brinkley angenehm zurückhielt. Dies sei als Credo gedacht für die Bewertung von "Winnetou 3" - hier liegt in der Ruhe die Stärke, denn sie erzeugt hohe Authentizität, da sie der literarischen Vorlage entspricht. Wehmut und Melancholie durchweht schon den ersten Teil des Hörspiels, in dem noch nicht einmal viel passiert - Winnetous Tod wirft seine Schatten voraus - ein Hörspiel, das ganz auf die subtilen Sprecher setzt: Trixner, Halver, aber auch Fenner voll von innerer Spannung. Zusammen mit dem zweiten Teil zweifellos eine der besten May-Adaptionen im Hörspiel überhaupt.


Eintrag von Uwe (vom 30.8.2005) (weitere Einträge von Uwe)

Ich bin mit der Europa-Serie aufgewachsen. Nun habe ich als Erwachsener inzwischen auch fast alle Peg-Folgen (bis auf Teil I, 1. Folge) kennen gelernt. Bisher kann ich sagen, dass nach meinem Geschmack nur 2 Peg-Folgen an die Europa-Folgen herankommen und sie teilweise überteffen: Teil II, 2. Folge und diese hier.

Bei der Story über die Railtroublers hielt sich Peter Folken zwar auch wieder recht dicht an sein Europa-Skript. Dennoch gibt es Unterschiede, die hier teilweise schon genannt wurden:

1) Bei Peg erfährt man, dass Old Shatterhand inzwischen wieder in seiner Heimat war. Deshalb kann man die frenetische Begrüßung zwischen ihm und Winnetou auch nachvollziehen. Bei Europa bleibt das unerklärt.

2) Während die Freunde bei Europa den Schurken Monk im Gespräch mit einem ziemlich einfältig klingenden 2. Banditen (Hans Meinhardt alias Dr. Beurmann) belauschen, unterhält sich Monk bei Peg mit Häuptling Ko-itse, einer Figur, die bei Europa an dieser Stelle gar nicht vorkommt. Und so weiß man, als Winnetou dessen Namen bei Europa in Teil III, 2. Folge erwähnt (als er von der Höhle des Hancock-Berges erzählt) gar nicht, dass Ko-itse der Häuptling des betreffenden Sioux-Stammes ist, der die Helldorf-Siedler verschleppt hat.

3) Dann natürlich die bayerische Einfärbung der Helldorf-Szene – ungewöhnlich und auch viel länger als bei Europa. Was dort von Old Shatterhand in knappen Worten erzählt wird, darf Hillmann hier ausführlich beim Bier berichten. Bei Europa verrät Winnetou auch erst die Fundorte der Steine, als er im Sterben liegt. Die „Zitter“ ist allerdings deutlich als Gitarre zu identifizieren. Ja mei...

4) Über die Einlage des stotternden Farell kann man streiten. Da hatten Folken und Halver wohl zuviele Bud Spencer-Western gesehen.

5) Größter Vorteil der Peg-Folge ist für mich aber die Szene, in der der schwer verwundete Monk hasserfüllt (gut gesprochen von Helmut Kolar) den Überfall auf Helldorf ankündigt, bevor er stirbt. Sehr gut gemacht! Bei Europa kommt das gar nicht vor, sondern wird nur von Spürauge berichtet.

Fazit: Inhaltlich hat die Peg-Folge mehr zu bieten als Europa. Doch dafür fällt sie leider (wie alle anderen Peg-Folgen auch) in punkto Geräusch- und Musikuntermalung weit hinter Europa zurück. Auch die Sprecher der beiden Hauptrollen gefallen mir bei Europa besser, denn sie gehen dort mehr aus sich heraus. Beispiel: In der Szene, als Shatterhand und Spürauge auf Winnetou treffen und der Apachenhäuptling schießt, hört man bei Europa Poelchau wirklich richtig laut rufen „Schieß nicht, ich bin dein Freund!“ während Trixner es so dahersagt, als würde Winnetou direkt neben ihm stehen. Auch klingt Halver bei Europa jung und stolz – eben richtig indianisch, bei Peg aber eher wie der nette Nachbar von nebenan. Es scheint fast, als hätten sich Halver und Trixner bei Peg nicht so recht getraut, ihre Rollen auszuspielen.

Mein Urteil: Gut; aber insgesamt nicht besser als Europa.





kein Punkt
Eintrag von SirRichard (vom 8.9.2004) (weitere Einträge von SirRichard)

Ich liebe diese Produktion! Man muss sie einfach lieben. Thomas hat schon einige Highlights genannt. Aber als Hörer muss man einfach der in Leder gekleideten Shatterhand Figur durch das hohe Gras am Bahndamm folgen und ihm dabei lauschen, wie er Haarbüschel identifiziert, Spuren liest und die Ereignisse rekonstruiert. Die Szenen in Helldorffsettlement, die Todesahnung Winnetous...all das hat mir als Kind die Tränen in die Augen getrieben...als Erwachsener lausche einfach nur den perfekten Stimmen Trixners und Halvers.
Und wenn Winnetous Stimme mit festem Klang den Sioux Tod und Verderben verkündet, dann ist es perfektes Hörspiel. Hans Kahlert als stotternder Farell...also da finde ich ist es gelungen, einer absoluten Randfigur des Romans im Hörspiel Profil zu verleihen! Ebenfalls Klasse!


Eintrag von thoschw (vom 20.5.2003) (weitere Einträge von thoschw)

Diese Aufnahme ist etwas ganz besonderes. Nachdem Old Shatterhand dem Detektiv Spürauge eine vorlagengetreue Demonstration als spurenlesender Sherlock Holmes gegeben hat, kann man beim Zusammentreffen mit Winnetou Trixner und Halver in der Apatschensprache hören (übernommen vom Folken-Europa-Skript). Es folgt eine Anschleichszene mit einem selten schönen Effekt: zunächst wird ersteinmal eine halbe Minute lang völlig durcheinandergequatscht. Dann kommt es jedoch zum Höhepunkt: Bei der Einkehr der drei Freunde ins gastfreundliche Haus des Mr. Hillmann, kann man Rudolf Fenner als einen so was von falschen Bayern hören, man glaubt es kaum. Es folgt der 'Komödienstadl im Wilden Westen': "Da leg'st di nieder, Winnetou bei uns ... - He, Frau, bring Bier!" - urdeutsche Gemütlichkeit eben - "Ja kum, spiel uns waas auf dera Zitta!" und statt dem 'Ave Maria' erklingen nun die Almentöne, fehlt nur noch das Jodeln.

Ja mei, da wird's dann dem Winnetou ganz warm um's Herzilein, und sogleich verrät er seine geheimsten Goldlager. Und Old Shatterhand ist ganz sprachlos. Der Hörer auch.

Damit aber nicht genug: Als Farell alias Hans Kahlert vom geplanten Überfall auf Echo hört, macht er sich a-b-b-b-be-er s-s-s-s-s-so-so-o w-w-wa-wa-as-s-s-s v-v-vo-vo-on-n i-i-i-in d-d-di-di-i-i-ie H-h-ho-ho-os-s-s-se, da leg'st di gloich noch moal nieder, gell. Nun mag die Vorlage mit dem eigentlich zu singenden 'Ave Maria' äußerst schwierig zu inszenieren zu sein, ohne daß es dabei peinlich klingt, aber eine solche dreiste Umbebayerung und Verst-t-t-t-totterung muß - zudem die restliche Adaption samt Todesahnung einwandfrei ist - einfach belohnt werden: Fünf Punkte für freiwillige und unfreiwillige Komik.


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