Karl May Hörspiele
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Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar, Senitzas Befreiung


Eintrag von thoschw (vom 6.10.2004) (weitere Einträge von thoschw)

Das Hörbuch bietet keine komplette Textfassung, sondern ist - zum größten Teil sehr geschickt - von Heinrich Pleticha eingekürzt. Der Mitherausgeber der auf authentischen Texten beruhenden Reihe 'Karl May's Illustrierte Werke' verwendete dazu als Grundlage auch hier den originalen Fehsenfeld-Band, der zunächst nicht unter dem Namen 'Durch die Wüste' sondern als 'Durch Wüste und Harem' erschien. Das Abenteuer um 'Senitzas Befreiung' beinhaltet dabei die Kapitel 'Im Harem' und 'eine Entführung'.

Abscheifende Betrachtungen wie über die verschiedenen Arten des Pulex ganz zu Anfang der Erzählung sind in der Aufnahme konsequent ausgeklammert worden, selbst der Jüteborcker Diener von Isla Ben Maflei ist dem Rotstift zum Opfer gefallen, ohne daß der Hörer etwa dessen Sangeskünste vermissen würde. Mir persönlich kamen dann doch eher ein paar Einzelheiten bei der Fahrt über den Nil zu kurz, so etwa, daß sich Kara Ben Nemsi zum Inhaber des Sandals erklärt, um den alten Hassan von den drohenden Konsequenzen der 'Entführung' zu schützen, insbesondere aber empfand ich die gefährliche Fahrt über die Katarakte als etwas zu beschnitten. Auch die Präsentation der Pässe während der Gerichtsverhandlung, darunter immerhin auch ein Giölgeda padischahnün (= Obertitel des Zeitschriftenabdruck von 1881), habe ich doch vermißt. Ob solche Kleinigkeiten sinnstiftend sind oder nicht, muß natürlich jeder Hörer für sich entscheiden.

So ein Hörbuch vermittelt gegenüber einem Hörspiel natürlich jenseits von dialogischen Szenen viel mehr reine Erzählpassagen. Und so wird der Hörer dann auch auf eine besondere Stelle aufmerksam, bei der Karl May doch ziemlichen Humbug niedergeschrieben hat. Als Kara Ben Nemsi durch den Wasserschacht des Hauses von Abrahim Mamur taucht, stößt er auf ein Siebgitter, welches sein weiteres Fortkommen zunächst blockiert. Der Gute gerät nun in Luftnot und weist den Leser (bzw. hier den Hörer) darauf hin, daß eine Rückkehr nicht mehr möglich ist. Deshalb drückt und zieht er nun mit 'aller Gewalt' an dem Hindernis, obwohl ein derartiges angestrengtes Tun in der Realität natürlich derartig viel Sauerstoff verbrauchen würde, daß man unter Luftmangel ganz gewiß nicht derartige Kräfte entwickeln kann.

Der durchaus sympathische und zum Alter Kara Ben Nemsis gut passende Erzähler Nikolas Frei läßt nebenbei noch die eine oder andere Figur durch unterschiedliche Intonation eigenständig werden - dies gilt insbesondere für Hadschi Halef Omar - eine umfassende 'Orchestration' der Charaktere ist aber freilich wohl nicht beabsichtigt gewesen, jedenfalls fehlt es dazu auch an stimmlichen Verwandlungskunst. Dennoch läßt sich sich die Aufnahme gut anhören.

Die Textauskopplung an sich ist auch eine gute Wahl, da sich dieses Nil-Abenteuer auf Hörspielen nicht gerade häufig präsentiert. Bis zur Umsetzung der angekündigten vollständigen Hörspiel-Umsetzung von 'Durch die Wüste' kann man sich den in Einzelepisoden zerfallenden Band dank dieser Hörbuch-Aufnahme durch die Aneinandereihung verschiedenster Produktionen immerhin recht vollständig anhören: Eine solche Reise würde in der Wüste Tunesiens mit dem Hörspiel/Hörbuch-Zwitter von Tobby Lüth beginnen, es folgte diese Aufnahme des ägyptischen Nil-Abenteuers, danach die DDR-Produktion 'Hadschi Halef Omar', die den Hörer über das Rote Meer hin nach Mekka führt, und schließlich die Peg-Version mit Heinx Trixner, in welcher abschließend die Erlebnisse bei den Schammar in der Wüste der arabischen Halbinsel adaptiert wurden.

kein Punkt
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