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Rezensionen / Kommentare

Der Schatz im Silbersee, Folge 2
  Regie: Friedrich Reder


Eintrag von thoschw (vom 27.8.2005) (weitere Einträge von thoschw)

Es ist ein hoffnungsloses Unterfangen, die gesamte Silbersee-Handlung auf nur zwei LPs unterzubringen. Die besten Produktionen beschränken sich deshalb entweder nur auf eine Platte mit dem letzten Drittel (Philips, Maritim) oder lassen den Mittelteil aus, bzw. adaptieren diesen auf einer gesonderten dritten Aufnahme (Europa). Da nun bei dieser Aufnahme alle Abenteuer der zweiten Bandhälfte von der Eisenbahnfalle am Eagle-Tail bis hin zu dem Finale am Silbersee auf einer Platte adaptiert sind, fallen die einzelnen Szenen notgedrungen recht kurz aus, was den Hörgenuß leider nicht gerade förderlich ist.

Dabei fängt die Aufnahme – wie schon beim ersten Teil - recht ausführlich an. Vom Treffen des Schreibers Keller (und nicht etwa Ketter, wie auf der Hülle abgedruckt) mit dem 'Wunderdoktor' Hartley bis hin zum ersten Auftritt Winnetous wird gar ein Handlungsteil recht ausführlich geschildert, der bei anderen Vertonungen des Eisenbahnüberfall gänzlich ausgeblendet ist. Nach dem Zusammentreffen Winnetous und Old Firehands aber gerät die Produktion zu einem Potpourri drastisch verkürzter Szenen. Die Machenschaften des falschen Schreiber, dem Tramp Tommy (Kai Bronsema), werden nur kurz anerzählt und sogleich folgt der Überfall der Tramps, wobei weder von einer Brücke noch einem Tunnel die Rede ist, die Banditen greifen einfach nur auf offener Strecke an und werden zurückgeschlagen. Eine ausgeklügelte Falle wie im Buch gibt es nicht.

Das folgende Aufeinandertreffen von Old Shatterhand und seinen Freunden auf die Utahs (und nicht etwa Uthas, wie auf der Hülle zu lesen ist), erinnert eher an den Film als an das Buch, da es nur einen einzigen Kampf zwischen Shatterhand und dem Großen Wolf gibt. Wie Weiße und Indianer dabei allerdings mitten im Dialog von der freien Wildbahn ins Lager der Utahs gelangt sein könnten, bleibt ein Geheimnis des Autors Kurt Stephan. Positiv anzumerken ist lediglich, daß - eine Ausnahme in einer Silbersee-Produktion - mal der Lange Davy zu Wort kommt. Überhaupt erwähnt der Erzähler fast alle Gefährten, die sich auf den Weg zum Silbersee gemacht haben, so also auch Charaktere, die in anderen Aufnahme gänzlich herausfallen wie Humply-Bill, Gunstick-Uncle, Lord Castlepool und Ellen.

Grundsätzlich macht es bei kurzen Hörspielen mehr Sinn, lieber einige Handlungsfäden auszublenden und die restlichen Szenen um so vorlagegetreuer und ausführlicher zu verarbeiten - ein Verfahren, daß selbst Kurt Stephan mit sehr schönen Resultat bei seiner Produktion von Gerstäckers 'Flußpiraten des Mississippi' angewandt hat. Hier beim 'Silbersee' aber verfiel der Autor seiner Neigung, lieber die Handlung zurechtzubiegen, um sie den Zeitlimit anzupassen. Das etwa Hobble-Frank und Tante Droll Vettern sind, die sich zudem zum ersten Mal treffen, erfährt man nicht. Auch sind nun, nachdem sie den roten Cornel die Schatzkarte abgenommen haben, plötzlich die Utahs hinter den Silbersee-Schatz her, stattdessen werden die Indianer im Buch ja nicht durch den Plan sondern durch den Timbabatschen-Häuptling zur Schatzsuche verleitet.

Am radikalsten wurde dann auch die Schlußhandlung am Silbersee gekürzt. Schon vor der Ankunft der Westleute an diesem lieblichen Gewässer sieht der Hörer die wenigen Rillen, welche die LP für diese Ereignisse noch zu bieten hat, und denkt sich: "Oh, oh - in der kurzen, noch verbleibenden Zeit kann aber nicht mehr lange über das Mysterium des Sees geplaudert werden" Und richtig, kaum hat man den Großen Bär (der keineswegs ein Häuptling der Osagen ist, wie auf der Hülle vermerkt) begrüßt und in von der Absicht der Utahs in Kenntnis gesetzt, so läßt dieser auch schon krachen und den Schatz überfluten ... und das Hörspiel ist vorbei. Kein Wort über das Schicksal der Utahs, kein Wort von den Silberminen, die Old Firehand und die Westleute ausbeuten wollen.

[Überarbeitung des Eintrags vom 19.10.2004]


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