Karl May Hörspiele
Startseite  Login  Wiki  Foren  Gästebuch  Impressum
Produktionen  Label  Reihen - SB  Personen  Firmen
Rollen  Textvorlagen  Sonderansichten  Hilfe  Suche

< zurück zur Produktion

Rezensionen / Kommentare

Blutrache, Orient-Reihe
  Regie: Konrad Halver


Eintrag von joerg (vom 3.1.2006) (weitere Einträge von joerg)

"Blutrache als Hör-Erlebnis"

Im Jahr 2005 wurde erstmals die Erzählung „Blutrache“ von Karl May aus dem Kurzgeschichten-Sammelband „Auf fremden Pfaden“ vertont. Ende April 2005 erschien diese Hörbuch-Produktion von Konrad Halver als Doppel-CD bei Maritim.

Die „Blutrache“ gehört eher zu den unbekannten Orient-Texten Karl Mays. Dieser hatte 1897 einige seiner kürzeren Geschichten für eine Buchausgabe zusammengestellt, die als Band 23 beim Freiburger Verlag Friedrich Ernst Fehsenfeld erstmals veröffentlicht worden ist.
„Auf fremden Pfaden“ enthält fast ausschließlich kürzere Texte, die vor der Buchausgabe in katholischen Marienkalendern erschienen sind. In der Erzählung „Blutrache“ steht ein Knabenraub sowie eine Blutrache Omar Ben Sadeks im Vordergrund.

Der in unzähligen Karl-May-Hörspielen als „Winnetou“ bekannte Sprecher Konrad Halver wählte „Blutrache“ als Vorlage für sein erstes Karl-May-Hörbuch aus. Halver ist aber nicht nur als Sprecher, sondern auch als Regisseur und Produzent für dieses Hörbuch verantwortlich.
Der im Jahr 2004 bei der großen Umfrage der Karl-May-Hörspieldatenbank mit großer Mehrheit als beliebtester Sprecher gewählte Halver produzierte das Hörbuch in seinen Hamburger Graceland-Studios.

Von Kritikern ist oft zu hören, dass das Vorlesen eines Buchtextes in Hörbuch-Produktionen eintönig sei und dass man stattdessen lieber selbst ein Buch zur Hand nehmen solle. Doch die Hörbuch-Produktionen haben sich in den letzten Jahren ständig weiterentwickelt. Die besprochenen Tonträger sind - wirtschaftlich gesehen - auf dem Deutschen Buchmarkt das einzig wachsende Segment.

Und das nicht ohne Grund: Dass sich eine moderne Hörbuchproduktion nicht nur auf das pure Vorlesen eines Textes beschränkt, dafür ist Halvers Produktion ein gelungenes Beispiel. Mittlerweile erscheinen immer mehr aktuelle Hörbücher, bei denen auch Geräusche und Musik zum Einsatz kommen. So hat sich in den letzten Jahren auf diesem Sektor eine ganz eigene Kunstform herausgebildet.

Konrad Halver setzt diese neuen Hörbuch-Stilmittel gekonnt ein. Am Anfang der 116-minütigen Produktion schafft ein orientalisches Musikstück (das ein wenig an die ansprechenden Zwischenmusiken der Orient-Hörspiele von Philips aus den 60-er Jahren erinnert) die angemessene Atmosphäre für den darauffolgenden Text, der in Basra – heute im südlichen Irak gelegen- spielt. Arabische Musikstücke, die extra für diese Produktion eingespielt wurden, werden auch im Laufe der Produktion als Zwischenmusiken oder als Untermalung des gesprochenen Textes benutzt.
Die dramatischen Szenen der „Blutrache“ werden mit einem kraftvoll treibenden, rockigen Musikstück unterlegt. Die Dauer der Musikabschnitte sind jeweils präzise auf den gesprochenen Text abgestimmt.
An sinnvollen Stellen werden Geräusche eingesetzt, die die Wirkung des gesprochenen Textes verstärken.

Im Unterschied zu einem Hörspiel werden Text und Dialoge nur von einem Sprecher vorgetragen. Neben dem Erzähler / Kara Ben Nemsi spricht Halver auch zehn weitere Personen wie Hadschi Halef Omar, Omar Ben Sadek, die Scheich-Frau Zarka und verschiedene Scheichs.


Sehr gekonnt schafft es Halver, die verschiedenen Personen durch jeweils unterschiedlichen Duktus, Betonungen und Färbungen der Stimme erlebbar und somit auch unterscheidbar zu machen. Im Gegensatz zu vielen Hörspiel-Produktionen legt er besonderen Wert auf die Aussprache von arabischen Namen und Begriffen.

Nach einer kurzen Eingewöhnungszeit entsteht beim Anhören der Eindruck, man habe ein Hörspiel und kein Hörbuch erworben. Wie auf dem abgebildeten Foto der CD-Inlaykarte der Doppel-CD erkennbar, wurde der ungekürzte Text der Zürcher Ausgabe des Haffmanns Verlages für das Hörbuch verwendet, so dass auch Textpuristen beim Anhören voll auf ihre Kosten kommen werden.

Ein Kritikpunkt ist jedoch auch angebracht. So ist die dramatische Musik, insbesondere die wummernden Bässe, im Verhältnis zur Stimme durchweg etwas zu laut und überlagert diese teilweise. Diese dramatischen Musikabschnitte sind aber sehr sparsam eingesetzt und trüben nicht den guten Gesamteindruck der Produktion.

Der von Konrad Halver ausgewählte Text funktioniert auffallend gut als Hörbuch-Version und ist auch für Hörbuch-Einsteiger und Hörspiel-Freunde ein gute Wahl.

Auch die bei vielen katholischen Marienkalendergeschichten Mays oft übertrieben eingesetzten moralischen Aspekte bleiben in der „Blutrache“ im Rahmen des Erträglichen:
Dr. Ekkehard Koch schreibt im „Karl-May-Handbuch“, dass die Geschichten aus dem Buch „Auf fremden Pfaden“ durchaus mit den übrigen Reiseerzählungen Mays vergleichbar sind, wobei es u.a. oft nach dem gleichen Schema um die Auseinandersetzung mit dem Christentum geht. Es gebe nur zwei Geschichten dieses Bandes, welche das Religiöse unaufdringlich behandeln, das seien die Erzählungen „Blutrache“ und „Kutb“.

Wie der Untertitel „Orient-Reihe“ des aktuellen Hörbuchs bereits ankündigt, ist tatsächlich eine Karl-May-Serie von Konrad Halver bei Maritim geplant. Wen wundert es da noch, dass der „Kutb“ als nächstes Hörbuch vorgesehen und auch schon eingesprochen ist. [Ergänzung: erscheint im Januar 2006 beim Label Mescalero e.V.]

Bei der hier gezeigten Qualität bleibt nur zu wünschen, dass noch viele Karl-May-Hörbuch-Produktionen von Konrad Halver erscheinen werden.

[Diese Rezension erschien in leicht veränderter Form in Karl May & Co., Heft Nr. 100, S. 53, mehr dazu unter www.karl-may-magazin.de]



Eintrag von jwoebking (vom 20.7.2005) (weitere Einträge von jwoebking)

Blutrache – gelesen von Konrad Halver.

In diesem Fall könnte ich es mir einfach machen und die Kritik mit einem Wort zusammenfassen: O P T I M A L !!!!!
Und wer würde es wagen, den „Hörspiel – Papst“ zu kritisieren? Ich!
Aber hier gibt es nichts, was man kritisieren könnte. Es stimmt einfach alles. Auch wenn es sich nicht um ein eigentliches Hörspiel handelt, so möchte ich diese Produktion aber als ein solches einstufen. Zwar ist, wie für ein Hörbuch üblich, nur ein einziger Sprecher zu hören, trotzdem bekommen die verschiedenen Figuren durch die Wandlungsfähigkeit der „halverschen Stimme“ einen eigenen Charakter. Besonders erfreulich ist auch die Tatsache, dass Hadschi Halef Omar nicht als geistig minderbemittelt dargestellt wird, so wie es in Hörspielen oft der Fall ist. Halef behält hier seine Liebenswürdigkeit, seine Prahlerei, so wie Karl May den kleinen Kerl in seinen Büchern dargestellt hat.

116 Minuten „läuft“ dieses Hörbuch. Aber es kommt niemals zu „Durchhängern“. Diese Doppel – CD ist jeden Cent wert und ein „Muss“ für jeden Sammler.

Eine Hoffnung kann der Hörspiel – Freund hegen, wenn er sich das Cover genau betrachtet. Dort steht: ORIENT – REIHE. Also wird es sicher noch weitere Produktionen dieser Art geben.
Und so kann man also damit rechnen, dass weniger bekannte Stoffe aus Karl Mays Feder noch erscheinen werden.
Mit dieser Produktion aus dem Sammelband „AUF FREMDEN PFADEN“ hat man einen sehr lobenswerten Fortschritt gemacht.

In diesem Sinne

Joachim Wöbking



Eintrag von thoschw (vom 6.7.2005) (weitere Einträge von thoschw)

Um es gleich vorwegzunehmen: Dies ist eine exzellente Aufnahme mit einem stimmlich veritablen und zudem äußerst variablen Konrad Halver, der den unterschiedlichen Rollen, gerade auch dem kleinen Hadschi, ein jeweils angemessenes, mitunter aber auch an der Grenze zur Überzeichnung klingendes Timbre verleiht. Seine Stimme wird dabei recht häufig von Musik untermalt, die viele Szenen dramatisch verstärken.

Neben den stimmungsvollen, teilweise mit Gesang begleiteten „östlichen“ arabischen Tönen - Jörg sprach in seiner schönen, ausführlichen Rezension im „100. Karl May & Co.“ dabei zurecht die Ähnlichkeit zu den Klängen der Orientserie bei Philips/Fass an – hört man auch „westliche“ Rockmusik, die in Bezug auf eine im 19. Jahrhundert handelnde Erzählung natürlich nicht wirklich zeitgenössisch zu nennen ist und darüber hinaus bestimmt auch solchen Hörern, die nicht auch sonst ihre Ohren mit derartigen Klängen erfreuen, wohl nicht nur gewöhnungsbedürftig erscheinen. Die Musik wurde in der Ankündigung (z.B. News auf der Internetseite von „Karl May & Co“) zunächst noch als „plötzlich und unvermutet wie Bombast-Rock à la Pink Floyd“ beschrieben, dies freilich würde einen etwas falschen Eindruck vermitteln, die Saxophon dominierten Klänge sind dann doch eher dem Jazzrock verpflichtet und erinnern dann doch eher etwa an Klaus Doldingers Passport. Reizvollerweise gibt es übrigens auch Passagen, in denen beide in weltmusikalischen Fusion-Cross-Over-Musikstil zusammenfinden Mich persönlich stört diese Musikmischung nicht, eher im Gegenteil. Allerdings hoffe ich auch, daß das bei den nächsten zu erwartenden Folgen der „Orient-Reihe“ so bleibt, und nicht noch die „Muke“ in Richtung auf Rap und Dancefloor weiter „modernisiert“.

Die Textfassung folgt Mays originaler, unbearbeiteter Erzählung, und wurde nach der Zürcher Ausgabe aus dem Haffmans [sic!] Verlag eingelesen – mit kleinen, aber durchaus verständlichen Modifikationen. An mehreren Stellen entfielen bei Dialogen solche eingeschobenen Phrasen wie „sagte er“, „fragte ich“, „antwortete sie“ usw, es gibt aber auch andere kleine Freiheiten wie umgestellte Wörter: Statt: „(...) also bist du auch frei,“ fuhr er fort. „Aber wir gehen zum Kadi ...“ hört man etwa: „(...) also bist du auch frei. Aber gehen wir zum Kadi ...“

Aus der Titelrückseite der Zürcher Ausgabe wurde für den Inlay-Text übrigens ein falscher Satz übernommen. Da heißt es bzgl. der Ausgabe der HAUPTWERKE IN 33 BÄNDEN: „(...) editiert nach den Zeitschriften-Erstdrucken.“ Leider wird in allen Bänden der Ausgabe irreführenderweise tatsächlich auf einen Zeitschriftenabdruck von 1887/88 verwiesen, obwohl dies nur für den Band "der Sohn des Bärenjägers" richtig wäre.Und im Gegensatz zu den 7 Bänden „Kamerad“-Jugenderzählungen sind die in Ich-Form vorgetragenen Reiseerzählungen, zu denen auch „Blutrache“ aus dem Band "Auf fremden Pfaden" gehört, dagegen sämtlich „nach den Ausgaben letzter“ Hand editiert worden.

Entsprechend hört man also auch Konrad Halver den Satz zitieren: „ (..) wie aus dem früheren Bande „Der Schut“, Seite 472 bekannt ist (...)“ – wobei die Seitenangabe für ein Hörbuch etwas überflüssig erscheint, zumal im Originaltext „pag. 472“ zu lesen ist. Im Zeitschriften-Erstdruck aus dem „Regensburger Marienkalender 1895 heißt es dagegen: „wie aus dem 14. Jahrgang des genannten lieben Blattes bekannt ist“ , wobei dort bereits in der Einleitung „Jeder Leser des ‚Deutschen Hausschatzes‘“ zu lesen ist, in der von Halver zitierten Buchausgabe „Auf fremden Pfaden“ steht lediglich „Jeder meiner Leser“.

Unsinnig ist weiterhin auch die Aussage: „Nr. 16, der Orient Band". Die Zürcher Ausgabe ist in „Amerika" und „Orient"-Bände aufgeteilt, und „Auf fremden Pfaden" ist schlicht der 16. davon und nicht der einzige.

Solche Details, zu denen auch die zwar oft angewandte, aber stets falsche Schreibweise des „Spießgesellen Sam Hawkins“ gehört, zeigen, daß zumindest der für die Info-Texte auf der CD zuständige Redakteur seine Textquellen ohne tieferes May-Insider-Wissen zusammengeschustert hat. Aber das ist natürlich kein Beinbruch und kommt bei Hörspiel-Begleittexten immer mal wieder vor.

Schließlich noch eine Anmerkung zum Cover: Wie schon auf der Maritim-Ausgabe von „Satan und Ischariot“ fehlt jegliche Angabe zum Illustrator, doch das im 100. Heft von „Karl May & Co.“ abgedruckte Plakat, welches das Hauptmotiv des Covers zeigt und im CD-Inlay auch im Hintergrund des kleinen Halver-Fotos zu sehen ist, verrät den Namen des Zeichners: Das Bild stammt von Timo Wuertz, der außerdem auch jede Menge anderer Maritim-Cover gestaltete (u.a. zu „Dan Shockers Grusel-Kabinet“ „50 Jahre der Ewigkeit“, „Annwyn“, „Der Sandmann“, „Die Elixiere des Teufels“. Usw. - dort jeweils auch namentlich genannt). Der charakteristische Zeichenstil verrät Wuertz zugleich auch als Illustrator der 2003 erschienen „Satan und Ischariot“-Ausgabe. Und in diesem Zusammenhang fällt kurioserweise auf, daß das angesprochene Plakat, welches Kara Ben Nemsi zeigt, laut Signatur ebenfalls bereits 2003 entstand, also bereits deutlich früher, als „Blutrache“ eingespielt wurde, ja wohl überhaupt noch gar nicht geplant stand. Dies läßt die Vermutung aufkommen, daß Wuertz seine Porträt ursprünglich aus einem anderen Anlaß zeichnete. War es etwa -so darf man spekulieren - als Coverbild für den zweiten, orientalischen „Krüger Bei“-Teil von „Satan und Ischariot“ entstanden, dessen Veröffentlichung sicherlich ursprünglich gleichfalls auf dem „maritim“-Label geplant war?

Als Fazit bleibt jedenfalls, daß diese Aufnahme von „Blutrache“ Lust auf mehr macht, wobei der Reihentitel „Orientserie“ und die bereits eingespielte Lesung von „Der Kubt“ da konkrete Hoffnung macht. Was könnte da noch folgen? Zwar ist die Auswahl an orientalischen Kurgeschichten dank der Sammelbände „Orangen und Datteln“ sowie eben „Auf fremden Pfaden“ relativ groß, da diese zu einem nicht unerheblichen Maße aber aus Marienkalendern entstammen, durchzieht viele dieser Geschichten ein penetrant missionarischer Unterton, der sie nicht unbedingt zu geeigneten Serien-Kanidaten macht. Das gilt etwa auch für „Mater Dolorosa“, eine Erzählung, die man ansonsten unter dem in der Nymphenburger Ausgabe verwandten Untertitel „Die Hunde des Todes“ sicherlich gut in die Reihe einbringen könnten. Ansonsten aber gibt es etwa auch in dem langen Orientzyklus noch die eine oder andere in sich abgeschlossene Episode, die als Vorlage für ein Hörbuch dienen könnte. Mein persönlicher Wunschkandidat wäre da sicherlich das Kapitel „Ein Vampyr“ aus „In den Schluchten des Balkan“ .



Eintrag von svenmargref (vom 3.4.2005) (weitere Einträge von svenmargref)

Das ist es also, das neue Hörbuch von Konrad Halver. Ich habe 4 Punkte gegeben, weil ich nur wenige Kritikpunkte habe. Leider kann Halver nicht alle Stimmen für die jeweiligen Personen durch die gesamte CD durchhalten, stellenweise klingt es etwas falsch betont - und das war es eigentlich auch schon. Eine interessante Mischung aus Musik und Geräuschen wurde angekündigt - und das ist auch gehalten worden. Wenn zum ersten mal die treibende, fetzige Musik erklingt zuckt man schon etwas zusammen, aber es passt. Vor allem später in den spannenden Szenen untermalt es echt gut. Nicht ganz erschlossen hat sich mir der Einsatz kurzer Musikpassagen unter einigen Textteilen, einfach mittendrin. Die Effekte klingen teilweise etwas fremd, vor allem die Krähen waren für mich gewöhnungsbedürftig. Alles in allem kann ich das Buch empfehlen, von der Machart finde ich es vergleichbar mit den Büchern "Illuminatus" und "Sakrileg" nach Dan Brown, die von der Musikunterstützung genauso profitieren. Die Gesichte war gut gewählt. Ich könnte mir auch längere Geschichten dieser Art vorstellen, oder einfach mehr kurze Geschichten - aber gerne mehr. Das ist gut und vor allem mit Liebe gemacht.

kein Punkt
Rezension / Kommentar schreiben bzw. bearbeiten