Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Durch die Wüste
  Regie: Dagmar von Kurmin


Eintrag von poseidon1966 (vom 16.4.2004) (weitere Einträge von poseidon1966)

Also ich verstehe Frau von Kurmin oft nicht. Warum hat sie die wichtigste Szene, nämlich die im Schott rausgeschnitten? Darauf baut sich ja die ganze Orient-Sage auf. Paradoxerweise taucht dann in "Von Bagdad nach Stambul" plötzlich Omar Ben Sadek auf. Wenn man die Bücher nicht gelesen hat, dann kann schon eine ganz schöne Verwirrung auftauchen. Hintergrundeffekte und Musik sind sehr dürftig. Wie eigentlich immer bei Hörspielen von Frau von Kurmin. Die Stimmung ist recht düster. Die Sprecherleistungen würde ich als gut bezeichnen, obwohl mir später Helmuth Lange als Kara Ben Nemsi wesentlich besser gefällt. Die Produktion würde bei mir mehr Punkte bekommen, aber eben weil die Eingangsszene fehlt, gibts bei mir noch einen Abzug. Aber ich bin so oder so kein Freund von den Hörspielen von Frau von Kurmin.

kein Punkt kein Punkt
Eintrag von thoschw (vom 18.2.2004) (weitere Einträge von thoschw)

Diese schöne Aufnahme hat natürlich den Fehler, daß sie viel zu kurz ist. Dagmar von Kurmin versuchte dabei offensichtlich, beim Figurenpersonal wie auch bei der Handlung durch Rollenverdichtungen einzusparen, und erarbeitete dafür eine Konzeption, die sich freilich nur für die ersten drei Folgen des Orientzyklus als tragend erweist. Als Europa die Serie dann doch noch mit vier weiteren Folgen verlängerte, erwiesen sich diese Veränderungen dann als kleiner Bumerang.

Das Hörspiel beginnt übrigens mitnichten dierekt am Nil sondern in der Wüste mit den berühmten Dialog 'Ist es wahr, Shidi ...". Erst nachdem die Frage, warum sich Halef Omar ein Hadschi nennt, obwohl er doch nie in Mekka war, einigermaßen geklärt worden ist, springt die Handlung an den Nil über.

Und dort darf man dann auch mal ein selten gehörtes May-Zitat wie " Hat dir der Teufel - Allah beschütze mich vor ihm! - den Kopf mit Nilschlamm gefüllt, so daß du nicht begreifen kannst, was ein Effendi, ein Hekim, zu bedeuten hat, ein Mann, den der Prophet mit Weisheit speist, so daß er alles kann, sogar die Toten lebendig machen, wenn sie ihm nur sagen, woran sie gestorben sind!" genießen.

Denn es ist natürlich besonders erfreulich, daß hier endlich einmal der Senitza-Episode, so unwichtig sie auch für den Rest der Orientreise sein mag, ein recht breiter Raum eingeräumt worden ist. Es ist wohl anzunehmen, daß sich die Bearbeiterin zunächst mit den Produktionen der Konkurrenz vertraut gemacht hatte, und dann auf das in anderen 'Wüste'-Aufnahmen doch schnöde geschmähte Nilabenteuer gesetzt hat, schließlich muß man dem Käufer auch den Anreiz von etwas Neuen bieten.

Es wäre natürlich zu begrüßen, wenn alle Wüstenabenteuer mal in einer Produktion mit der gebotenen Ausführlichkeit zu hören wären, aber solange die WDR-Aufnahme im Archiv versauert und Sven Becker noch an seinem Studio bastelt, muß man doch recht froh sein, wenn es unterschiedlich ausgerichtete Aufnahmen gibt, die die verschiedenen Episoden des Bandes umfassend adaptieren. Und so bietet diese Europa-Aufnahme mindestens bis zur gar nicht so geräuscharmen Fahrt mit dem Sandal über das Nilkatarakt doch ein weitgehend ungetrübtes Hörvergnügen.

Unter der relativen Ausführlichkeit der Nil-Episode leidet natürlich die restliche Handlung, die sich dann freilich nur noch in kleinen Auszügen präsentiert. Aber diese Konzentration auf das Wesentliche lenkt den Blick auf zwei Auffälligkeiten, die schon in der Vorlage Karl Mays zu lesen sind. Zum einen ist Hanneh die Tochter Abu Seifs, sodaß Hadsch Halef Omar also seinen Schwiegervater tötet. Zum anderen hatte Karl May wohl keinen rechten Begriff davon, wie schnell man ein Kamel besteigen kann. Er schrieb: "'E - o - ah! E - o - ah!' - Gott sei Dank! Bei dem bekannten Ruf erhob sich das Hedjihn in zwei Rucken, und windschnell ging's nun dahin." Und genauso hat es Dagmar von Kurmin auch inszeniert. Aber hat man jemals schon mal ein Kamel gesehen, daß sich blitzartig aus seiner auf den Knien kauernden Ruhelage erhebt und davonstürmt?

Die Gleichsetzung des 'Mädchenräubers' Abrahim Mamur und des 'Seeräubers' Abu Seif ist übrigens keine originale Idee der Autorin. Karl May hatte bereits in der Urfassung 'Leilet' den dort so genannten Abrahim Agha auch als den berüchtigten 'Wüstenräuber' "Hedjahn-Bei, dem Mörder der Karawanen" bezeichnet, und in der Filmfassung von 1936 sind Mamur und Seif ebenfalls identisch. Ferner wird in dem alten Schwarzweiß-Streifen Senitza als Tochter Maleks und damit Schwester Hannehs bezeichnet, während sie hier ja zur Tochter Mohammed Emins und Schwester Amahd el Ghandurs gemacht worden ist.

Und eine kleine, subtile Textänderung dürfte übrigens wohl als ironische Anspielung auf die damalige Zeit der frühen Siebziger gedacht sein. Während sich die Piraten des roten Meeres bei Karl May mit Opium betäuben, rauchen sie hier "Haschisch und sind im Himmel!" Denn im Gegensatz zu heute, passierte es damals durchaus häufiger, daß einem unfreiwillig aus irgendeinem Winkel der süßliche Duft dieser Droge entgegenwehte.

kein Punkt
Eintrag von ollihimself (vom 26.8.2003) (weitere Einträge von ollihimself)

Inhalt:
Kara ben Nemsi ist mit seinem Diener und Freund Hadschi Halef Omar auf dem Weg durch die Wüste. In Kairo angekommen machen die beiden erst einmal Rast und ruhen sich von den Strapazen der langen Reise aus. Aber die Ruhe währt nicht lange. Schon bald wird Kara ben Nemsi zu dem reichen Araber Abrahim Mamur gerufen, dessen Frau augenscheinlich an einer sehr schweren Krankheit leidet. Der Deutsche soll die Dame des reichen Mannes heilen.

Sogleich macht sich Kara ben Nemsi daran, wie ihm geheißen. Doch Senitza, so der Name der Frau Abrahim Mamurs, ist nicht physisch krank. Wie Kara ben Nemsi erkennen muss, leidet sie darunter, dass der Araber, der vorgibt ihr Mann zu sein, sie entführt hat und nun gegen ihren Willen festhält. Kara ben Nemsi beschließt, die Dame zu befreien. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf ...

Kritik:
Der sog. Orientzyklus der Karl May Geschichten beginnt mit der Episode "Durch die Wüste". Leider hat es Europa versäumt, mit der vorliegenden Hörspielumsetzung den für das Verstehen des Handlungszusammenhanges aller Episoden notwendigen Inhalt vernünftig zu transportieren. Die oben unter "Inhalt" beschriebene Handlung ist nämlich mitnichten der eigentlich "wichtige" Plot der Geschichte. "Senitzas Befreiung" stellt eine sicherlich amüsante, aber für das Nachvollziehen des weiteren Handlungsverlaufes vollkommen nebensächliche Teilgeschichte dar.

Das, und die zum Teil fast ans lächerlich grenzenden eingesetzten Geräuscheffekte bilden die Negativkritikpunkte in der Rezension zum Hörspiel.

Positiv anzumerken gibt es aber durchaus auch einiges. Die Geschichte an sich stellt ein spannendes Abenteuer dar. Hier sind alle Stilelemente eingebunden, die eine dramatische Geschichte ausmachen: ein Entführung, die entsprechende Befreiung der Geisel, ein widerlicher, erbarmungsloser Gegner, der die Protagonisten bedrängt ...

Jedoch nicht nur durch den Inhalt wird der Zuhörer quasi in das Geschehen hineingezogen. Durch ihre blumige Wortwahl und die zwar nur sporadisch aber dennoch effektvoll eingesetzte orientalische Musik versetzt die Produktion den Zuhörer gekonnt in die arabische Welt. Die sehr professionell agierenden Sprecher tragen entsprechendes dazu bei.

Fazit:
Wenn.... ja, wenn der inhaltliche Lapsus nicht so schwer wiegen würde.... hätten wir hier ein gutes und uneingeschränkt zu empfehlendes Hörspiel. Doch gerade weil man den Rest des Orientzyklusses eben nicht ohne die in dieser Produktion fehlenden inhaltlichen Zusammenhänge verstehen kann kann ich diese Produktion leider nur mit "geht so" bewerten.

http://www.hoerspiel-rezensionen.de


kein Punkt kein Punkt
Eintrag von sven.becker.kiel (vom 13.5.2003) (weitere Einträge von sven.becker.kiel)

Unter der Regie von Dagmar von Kurmin entstand ca. 1972 dieses "Abenteuerhörspiel nach Karl May". In knapp 42 Minuten werden Auszüge der Kapitel 3 bis 10 dargestellt.

Die Abenteuer auf dem Salzsee und in Kbilli fehlen leider - dennoch tauchen in den weiteren Folgen Personen aus diesen Episoden auf: Hamd el Amasat (Schut), Omar Ben Sadek und Osko (Balkan).

Die Handlung setzt ein mit der Befreiung Senitzas aus den Händen Abrahim Mamurs. Dabei gibt es eine erste, grobe inhaltliche Entstellung: Die junge Montenegrinerin Senitza wird als Tochter Mohammed Emins und somit Schwester Amad el Ghandurs vorgestellt - beide aber sind Haddedihn vom Stamme der Schammar und leben am Tigris. Der echte Vater Senitzas, Osko, taucht zwar später (s. o.) noch auf, doch die wahren Verhältnisse bleiben ungeklärt.

Die Weglassungen und Verfälschungen sparen nicht nur einige Sprecher ein, sondern sie zerstören leider auch viele innere Bindungen der Handlung, z. B. durch Personen wie Paul Galingré und Isla Ben Maflei. Auch nur als Sparmaßnahme verständlich ist die Zusammenlegung der Personen von Abrahim-Mamur und Abu-Seïf.

Die Episoden am Nil, auf dem Roten Meer und in Mekka sind recht gut umgesetzt; in der Episode bei den Haddedihn fehlt leider die Schlacht um den Wadi Deradsch - ebenso die gesamten Kapitel 11 und 12 über die Teufelsanbeter; kaum, dass Sir David Lindsay vorgestellt und das Pferd Rih als Geschenk (hier: für Senitzas Rettung) übergeben wurde, geht es auf, ins Wilde Kurdistan.

Die Sprecher setz(t)en zum Teil Maßstäbe: So beeindrucken besonders Bernd Kreibich als Halef, Siegmar Schneider als Abrahim-Mamur, Horst Beck als Hassan und Erika Bramslöw als Amscha. Michael Korrontay erreicht als Kara leider nicht die nötige durchgehende Lebendigkeit - er verfällt teilweise in monotones Ablesen. Amüsant, doch nicht wirklich störend, ist der süddeutsche Akzent des Leopold Hainisch als Mohammed Emin.

Die Geräusche (z. B. Kamelgetrappel, Pferdeschnauben) und die Musik (z. B. zur Fahrt auf dem Roten Meer) sind in der Qualität stark schwankend und selbst für das Jahr 1972 zum Teil weniger als dürftig.

FAZIT: Insgesamt überzeugen wohl die vorgenommenen Kürzungen, nicht aber die Verfälschungen des Inhalts. Die - bei aller Freiheit der Bearbeitung - doch gelungene szenische Umsetzung und die Qualität einiger Sprecherstimmen sind die großen Pluspunkte dieser Aufnahme. Leider wurde auf die klangliche Atmosphäre zu wenig Mühe verwendet.

kein Punkt kein Punkt
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