Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Der Kutb


Eintrag von RĂ¼diger (vom 4.12.2008) (weitere Einträge von RĂ¼diger)

Ich habe noch nicht viele Hörspiele oder Hörbücher gehört, ich glaube, dies war das dritte.

Schlagzeug brauche ich eigentlich oder auch durchaus nicht bei Karl May, und Gesang sowie Gitarrenähnliches ebenso. Aber es hält sich erfreulicherweise in Grenzen.

Gefällt mir zunächst besser als seinerzeit "Blutrache", dem nur ein recht kurzes Hör-Erlebnis beschieden war. Diesmal habe ich deutlich länger zugehört, eine (von zwei) ganze CD lang.

Wenn Halver erzählt, gefällt er mir ganz gut. Wenn er Dialog spricht, mit verteilten Rollen und leider arg verstellter Stimme, weniger. Es würde auch durchaus reichen, innerhalb der natürlichen Bandbreite einer Stimme ein wenig zu variieren, "verstellen" ist immer schlecht, darstellen eher angezeigt. Und bei der ersten Figur, die man da im Dialog mit Kara Ben Nemsi, ich hätte fast gesagt, um die Ohren kriegt, mußte ich leider an Willy Brandt denken, nichts gegen den, aber bei Karl May bleibt er eher ein Fremdkörper, jedenfalls klang das stellenweise schon sehr nach ihm, ich habe nur noch auf "aber" mit hochgezogener zweiter Silbe sowie ein dreisilbiges "Berli-en" gewartet.

Generell habe ich bei Hörbüchern das Problem, daß ich mein Lesetempo lieber selber bestimme, so kriege ich es vorgegeben. Und die Gestaltung der inneren Bilder wird natürlich stark eingeschränkt. Bei anderen Autoren ist das etwas anderes, ich habe schon eine Homer-Lesung gehört, von der ich begeistert war, Vorlesen kann einem Leser einen Autor näherbringen, aber Karl May ist nun mal mein Leib- und Magenautor, den muß mir niemand näherbringen.

Nochmal zu den Stimmen der Figuren: auf die Dauer klingt das wirklich nach Zeichentrickfilmen oder Augsburger Puppenkiste, klischeehaft, überzeichnet.

Ich will gar nicht behaupten, daß ich es besser könnte, das muß ich ja auch nicht; wenn mir ein Fußballspiel nicht gefällt, sage ich das auch, völlig unabhängig von eigener vermeintlicher Sportlichkeit.

Das weitere liest man nicht später, sondern gar nicht, da die zweite CD wohlbewahrt in ihrer Hülle blieb und gemeinsam mit der ersten bald darauf verschenkt wurde.

;-)

(Diese Rezension ist schon älter; das Tagesdatum vom 4.12.08 erscheint nur, da an diesem Tag eine kleine Änderung vorgenommen wurde)

kein Punkt kein Punkt
Eintrag von joerg (vom 21.1.2007) (weitere Einträge von joerg)

Das Kutb - Experiment
Karl May&Co. präsentiert eine professionelle Hörbuch-Produktion

Neun Monate nach Veröffentlichung des Hörbuchs »Blutrache« erschien Ende Januar 2006 mit »Der Kutb« eine weitere inszenierte Lesung von Konrad Halver.
Da die ursprüngliche geplante Karl-May-Orient-Reihe beim Label Maritim nicht weitergeführt wurde, entschlossen sich die Verantwortlichen von Karl May&Co., einen neuen Weg zu beschreiten und den bereits von Halver eingesprochenen Text »Der Kutb« als Hörbuch unter dem Label »Mescalero e.V.« herauszugeben.
Mit wie viel Kreativität und Enthusiasmus man dabei vorging, war schon im Vorfeld in den Beiträgen der letzten Karl May&Co.-Ausgabe im Dezember 2005 ersichtlich. Das Titelbild dieser Ausgabe ziert das von Adrian Keindorf für diese Produktion erstellte und sehr gelungene Cover-Motiv im Filmplakatstil. Auf der hauseigenen Website war zudem ein umfangreiches Spezial mit einem Trailer und vielen Informationen zum Hörbuch erstellt worden.
Ende Januar 2006 erhielten die Vorbesteller das aufwändig und edel gestaltete DigiPak mit 124 Minuten ›Kutb‹ von Konrad Halver auf zwei CDs.
Da über den Inhalt der Marienkalender-Geschichte und den historischen Hintergrund im letzten Karl May&Co.Heft umfangreich berichtet worden ist, will ich gleich in medias res gehen.
Mit dieser Hörbuch-Produktion erscheint eine kürzere und weitgehend unbekannte Orient-Erzählung Karl Mays, die zuvor noch nicht vertont worden ist. Dabei bietet diese Kara-Ben-Nemsi-Geschichte mehrere typische Karl-May-Motive wie Entführung, Gefangennahme, Befreiung sowie Bekehrung zum Christentum in kompakter Form und könnte inhaltlich fast eine unbekannte Episode des berühmten Orientzyklus sein.
Wie auch bei der »Blutrache« wird man vom musikalischen Intro sofort akustisch auf den Orient eingestimmt. Es handelt sich um den extra für diese Produktion eingespielten Titel »Kuku (El Helwa - Die Schöne)« von Ali Shibly und Hossam Shedid (Shibly Band) sowie Jan Hinz und Marko Peter Bachmann (Graceland Studios).
Die musikalische Kombination der orientalischen Kurzhalslaute Oud mit zeitgenössischen Instrumenten wie Gitarre und Syntheziser ist m.E. sehr gelungen. Der Gesangsteil des Stückes geht in einen trancehaften Synthiteil über, der dann in einem instrumentalen Part mit akustischen Instrumenten - Oud und Perkussion - fortgeführt wird. Von diesem Titel, der erfreulicherweise auch als Bonus-Track in kompletter Länge auf der zweiten CD enthalten ist, werden an ausgewählten Stellen der Geschichte Ausschnitte als Hintergrundmusik eingesetzt. Die Stimme von Konrad Halver bleibt erfreulicherweise immer im Vordergrund. Zwei längere Musikpassagen dienen als Zwischenmusik zur Trennung der beiden Kapitel sowie als Outro.
Gleich nach den ersten Minuten fällt auf, dass die Musikeinspieler sparsamer als bei der »Blutrache« eingesetzt wurden, was nach meinem Empfinden für diese Produktion angemessen ist.
Als weiteres Stilmittel wurden insbesondere in den Erzählpassagen an geeigneten Stellen Geräusche eingemischt, mit denen z.B. eine Vielzahl von Personen am Bab Zuweileh oder Tiere (Geierschreie) akustisch dargestellt werden.
Konrad Halver beweist in den Dialogpassagen der Produktion wieder einmal die Wandlungsfähigkeit seiner Stimme. Insgesamt spricht er neben der Rolle als Erzähler zwölf verschiedene Figuren, wobei die Kontinuität der einzelnen Stimmen immer gewahrt bleibt.
Bei dieser Voice-Switching genannten Technik nutzt er nicht nur verschiedene Stimmlagen für die einzelnen Figuren, sondern bedient sich je nach Figur auch verschiedener Dialekte. Dadurch schafft er eine ganz eigene Interpretation der Karl-May-Geschichte.
Halvers sympathische und offenbar zeitlose Stimme lässt auch in langen Erzählpassagen keine Langeweile aufkommen. Er trägt den Text durchgängig im angemessenen Hörbuch-Tempo vor, sodass der Text zu keiner Zeit überhastet gesprochen wirkt. Dies ist für mich ein wichtiges Qualitätsmerkmal eines Hörbuches und hebt sich in angenehmer Weise von vielen aktuellen Produktionen mit semiprofessionellen Sprechern ab.
Konrad Halver gelingt es, Emotionen wie Verzweiflung und Wut, z.B. als Kara Ben Nemsi lebendig begraben werden soll (Track »Blut um Blut!«), gekonnt in den Dialogpassagen erlebbar zu machen.
Der aufmerksame Hörer spürt, mit wie viel Spaß und Leidenschaft er an diesen literarischen Stoff, den er auch dieses Mal selbst ausgesucht hat, herangegangen ist. Seine in einem Interview gemachte Aussage »Karl May liegt mir sehr am Herzen« glaubt man ihm gerne.
Die über zweistündige Produktion wurde auf zwei CDs mit unterschiedlich langen Laufzeiten gepresst.
Als kleiner Kritikpunkt ist anzumerken, dass die Trackmarken leider ziemlich wahllos gesetzt worden sind. Vermutlich beabsichtigte man, eine möglichst gleich bleibende Spieldauer von neun bis zwölf Minuten zu erreichen. Die relativ langen Tracks erschweren das Wiederfinden einer bestimmten Stelle, falls man das Hören unterbricht. Das Ende des ersten und der Anfang des zweiten Kapitels wurden samt einminütiger Zwischenmusik in einen einzigen Track gepackt. Hier wäre eine deutliche Trennung wünschenswert gewesen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, das das Karl-May&Co-Experiment, der Einstieg in den Hörbuchsektor, vollauf geglückt ist. Wem die ›Blutrache‹ gefallen hat, wird auch am ›Kutb‹ seine Freude haben. Auch für Hörbuch-Einsteiger ist diese Produktion eine gute Wahl, um einen originalen Karl May Text auf eine andere Weise ganz neu zu erleben.
Das qualitativ hochwertige Hörbuch in edler Verpackung enthält eine spannende Kara-Ben-Nemsi-Geschichte, die von Konrad Halver in unnachahmlicher Weise intoniert wurde.
Es bleibt zu hoffen, dass sich diese Doppel-CD auch außerhalb der Karl-May-Szene verkauft, damit vielleicht weitere hochwertige Hörbuchproduktionen mit Konrad Halver unter dem Label »Mescalero e.V.« folgen können.

Jörg Bielefeld
www.karl-may-hoerspiele.info

[Dieser Text erschien erstmals im Karl-May-Magazin "KARL MAY & Co." Nr. 103 (1/06), S. 15 + 16]


Eintrag von Hermesmeier (vom 6.3.2006) (weitere Einträge von Hermesmeier)

Auf eine für mich unerwartete und durchaus unbeabsichtigte Weise bin ich in den Besitz der szenischen Lesung "Der Kutb" gelangt, für die der Begriff des 'Hörbuchs' deutlich zu niedrig gegriffen erscheint.

Bevor ich meine Kommentare dazu in die Welt hinaus schreibe, muss vorangestellt werden, dass mir mangels Kenntnis jegliche Vergleiche mit anderen May-Hörspielen oder -Hörbüchern unmöglich sind und ich auch Konrad Halver's Stimme zum ersten Mal gehört habe (den ich mir nun als Winnetou auch überhaupt nicht vorstellen kann). Vielleicht ist das für eine neutrale Sicht auf die Dinge nicht einmal von Nachteil.

1. Die Stimme.
Konrad Halver ist ein durchaus angenehmer Sprecher, und er hat seine Stärken insbesondere in Dialogpassagen mit wechselnden Stimmlagen, Tonhöhen, Dialekten/Akzenten. Die Erzählpassagen hingegen verdienen bestenfalls das Attribut 'routiniert'. Inspiriert wirkte das auf mich nicht. Hier wurde doch die 'Lesung' etwas zu wörtlich genommen. Mir wäre eine 'Erzählung' lieber gewesen. Statt eines mitreißenden Erzählers, der ein Publikum zu begeistern und zu fesseln versucht (sich überhaupt im Klaren darüber ist, dass er eines direkt vor sich hat), höre ich das Studio, in dem ein einsamer Mann einen vorgegebenen Text in ein Mikrofon liest, nach meinem Empfinden übrigens teilweise zu langsam. Gelegentlich wurde ich beim Mitlesen im Buch doch etwas ungeduldig. Ich wünschte mir da eher einen Karl May, der im Hotel Trefler ganze Scharen von Pennälern nur durch den Vortrag in seinen Bann zog.

2. Textauswahl.
Mit "Der Kutb" wurde ein Text ausgewählt, der - weitestgehend unbekannt - sehr dazu geeignet ist, eine interessante Facette des May'schen Werkes vorzuführen, die weitab vom Mainstream der Wildwesterzählungen durchaus zu überraschen weiß und - trotz des 'orientalischen' Schauplatzes - einmal ohne Hadschi Halef Omar auskommt.
Das Sujet des Europäer-aus-dem-Lande-Werfens ist nachgerade erschreckend aktuell, und man wünschte sich im Nachhinein, May hätte sich mit dieser Problematik eingehender und differenzierter auseinandergesetzt. Leider bricht er damit nach dem ersten Kapitel ab. Immerhin erscheinen die eifernden Massen angesichts der heutigen Nachrichtenbilder mehr als glaubhaft.
Zweifach lässt sich in diesem Stück die Lehre ziehen, wie wichtig es ist, anderen Menschen zuzuhören, um Ungemach zu vermeiden. Beim ersten Mal nimmt Kara Ben Nemsi Warnungen vor bevorstehenden Aufständen nicht ernst; beim zweiten Mal wäre er selbst Opfer eines Fehlurteils geworden, nur weil er sich nicht verteidigen durfte.
Das, worum es in dieser Marienkalender-Geschichte eigentlich geht, um die Bekehrung eines Muslimen, ist - wenn auch hier ausnahmsweise nicht penetrant - so doch insgesamt unglaubwürdig, weil viel zu kurzschlüssig dargestellt - nach dem Motto: Gib einem Muslimen das Neue Testament in die Hand, und schon wird er zum Giaur. Immerhin lässt sich ein Appell zur Toleranz in Religionsfragen herauslesen.

3. Die Textfassung.
Gelesen wurde die vollständige Fehsenfeld-Fassung - mit den heute nicht mehr so gebräuchlichen Relativpronomen und dem Dativ-e - was dem Vortrag durchaus die Frische nimmt und mir wiederum hauptsächlich in den erzählenden Passagen auffiel. Textpuristen werden das naturgemäß ganz anders sehen, und das ist auch gut so.
Neben der Tatsache, dass innerhalb der Dialoge die Erzählpassagen ('sagte er', 'erwiderte er' usw.) hinweggekürzt wurden, was durchaus notwendig ist, haben sich gelegentlich kleine Fehler in den Text eingeschlichen; einmal hörte ich 'Mondieu', wo bei Karl May 'Mein Gott' steht; einmal wurde ein 'jetzt' in den Satz eingefügt; Zweimal begann ein Satz mit 'Oh', wo er das bei May nicht tat. Aber das ist normal. Ich kenne auch keine fehlerfreie Klavierkonzertaufnahme.
Was mich hingegen etwas wundert, ist die Wahl der Dialekte. Wenn sich Kara Ben Nemsi mit einem Franzosen auf französisch unterhält (und das Ganze auf Deutsch wiedergegeben ist), dann ist es doch nicht der Franzose, der einen Akzent spricht.

3. Musik/Geräusche.
Ich fand sie passend und keinesfalls gewöhnungsbedürftig, was aber auch damit zusammenhängen mag, dass mir Vergleiche fehlen. Auf den Bonustrack hätte ich verzichten können. Als Untermalung der Lesung wirkt die Musik deutlich besser, als wenn man sie pur hört. Für die gelegentlich eingefügten Geräusche bin ich absolut dankbar, denn sie erregten in den Erzählpassagen teilweise das Interesse, das Konrad Halver allein nicht zu bewirken vermochte.

4. Die Zäsur.
Mays Erzählung hat eine unglückliche Länge. Sie ist zu lang für eine Scheibe und zu kurz für deren zwei. Vielleicht wurde auch aus diesem Grunde der Bonustrack mit dazu gegeben.
Es gibt bei Karl May zwei Kapitel, und es ist zu bedauern, dass die Zäsur nicht entsprechend gewählt wurde. Die Entscheidung ist vermutlich dadurch bedingt, dass das erste Kapitel deutlich länger ist als das zweite. Aber ich hätte gut damit leben können, wenn die erste CD eine Länge von 73 Minuten und die zweite eine Länge von nur 46 Minuten erzählenden Textes gehabt hätte.
Die Zäsur, die nun gewählt wurde, liegt mitten im ersten Kapitel und das Ende kommt so plötzlich, dass ich zu Anfang an einen Ausfall meines Gerätes gedacht habe. Möglicherweise hat man das für besonders dramatisch gehalten. Mir erschließt es sich nicht.
Ebenfalls verstehe ich nicht, weshalb der Beginn des zweiten Kapitels in den zweiten Track hineingelegt wurde statt an dessen Anfang.
Und es fragt sich der Unkundige: Muss man die Kapitelziffern eigentlich unbedingt mitlesen?

5. Fazit.
Nachdem ich es nicht für notwendig erachte, äußere Formen der Covergestaltung zu rezensieren (Torsten Greis mag mir verzeihen; ich beschränke mich auf den Inhalt der Scheiben, der mir denn doch wichtiger erscheint), kann ich abschließend sagen, dass ich durchaus vergnügliche zwei Stunden hinter mir habe. Bei aller Mäkelei an Einzelheiten - eine mir durchaus nicht fremde Herangehensweise, die man mir nachsehen mag - hatte ich ein interessantes Hörerlebnis, das für mich als in Hörbuch- und Hörspieldingen gänzlich Unbeleckten zwar keine Offenbarung war, aber auch keine Reuegefühle hinterließ. "Der Kutb" ist, das merkt man, eine durch und durch professionelle Produktion und nicht das Ergebnis eines begeistert betriebenen Hobbys in häuslicher Eigenarbeit, woran man bei einem gemeinnützigen Verein im Gegensatz zu einem kommerziellen Label ja durchaus denken könnte. Ich halte den "Kutb" für empfehlenswert, nicht zuletzt auch deshalb, weil mit der Auswahl des Stoffes Neuland betreten wurde, und sich hier zeigen lässt, wie überraschend aktuell Karl May doch immer wieder ist.

Auf ein Neues, Leute.

kein Punkt
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