Karl May Hörspiele
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Rezensionen / Kommentare

Der Schatz im Silbersee, Folge 1
  Regie: Friedrich Reder


Eintrag von thoschw (vom 27.8.2005) (weitere Einträge von thoschw)

Es ist sicherlich anerkennenswert, daß Kurt Stephan versucht hat, die gesamte Silbersee-Erzählung in zwei Folgen zu erzählen und dabei auch einige in anderen Produktionen leider wenig beachteten Figuren wie Ellen, der kleine Bär oder Lord Castlepool mit einbezieht. Gegenüber der alten Tobby-Lüth-Aufnahme, die gleichfalls den Stallgeruch des TBS-Windrose-Studios trägt, ist diese Produktion dann auch eine deutliche Verbesserung. Es macht sogar Spaß einzelnen Passagen zuzuhören. Aber leider eben nur einzelnen.

So kann man sich etwa der anfänglich Szenen an Bord der ‚Dogfish‘ durchaus erfreuen. Allein Manfred Wohlers – ein paar Jahre später ein durchaus würdiger Winnetou auf der (derzeit auf CDs neu aufgelegten) Karussell-Winnetou-Serie zu hören – kommt dabei für einen roten Cornel ein wenig zu brav daher. Aber leider ereilt den Hörer schon bald eine der typischen Schwächen Stephanscher Hörspielbearbeitung: das nahtlose Ineinanderübergehen von eigentlich zeitlich deutlich getrennten Szenen. Vom Schlag Brinkleys an die Kiste mit dem schwarzen Panther bis zur tödlichen Vorführung des Raubtieres durch den Tierbändiger Jonathan Boyler [ungenannt: Kurt Klopsch] vergeht kaum eine halbe Minute, ohne daß dabei eine kleinste Pause – etwa durch eine kurze Zwischenmusik - auch nur angedeutet würde.

Weniger lustvoll lauscht man dann dannch dem Angriff des Panthers auf Ellen, der lang und umständlich vom Erzähler geschildert wird, so daß hier wiederum die Zeit viel zu gedehnt wird. Der Dramatik angemessen wäre hier eine Inszenierung in Echtzeit gewesen, wobei man das Geschehen durch einige kurze Kommentare der Beteiligten hätte kommentieren lassen können. So aber ist diese Szene auf der schönen Coverillustration spannender dargestellt als im Hörspiel. Nach der Rettung des Mädchens gewinnt die Aufnahme wieder an Dynamik, doch ist die folgende Unterhaltung zwischen Droll und dem schwarzen Tom dann doch etwas langschweifig geraten, zumal die gute Tante nicht auf einem entfernten Floß, sondern direkt neben dem Rafter zu stehen scheint.

Bei den eigens für das Zebra-Label aufgenommenen Karl-May-Hörspielen saß ja im Gegensatz zu den alten Kurt-Stephan-Produktionen Friedrich Reder auf dem Regiestuhl, was den Aufnahmenen hörbar gut tat. Die Geräuschkulisse ist einwandfrei, auch eingespielte Musiken und Indianergesänge (die man übrigens aus den 3 Winnetou-Aufnahmen von Ruth Scheerbart übernommen hat) verleihen dem ganzen eine gute Atmosphäre. Ferner ist auch bei den Sprecherinfos auf der Plattenhülle ein Hang zu mehr Transparenz zu spüren: Wie schon bei den frühen Kurt-Stephan-Produktionen versteckt man Doppelrollen nicht mehr hinter dubiosen Pseudonymen, allein ist die Zuordnung von Rolle und Sprecher mitunter konfus bzw. falsch, so ist statt Peter Saatz einerseits als Tante Droll niemand anderes als Kurt Stephan selber zu hören (der damit seine Rolle aus der Tobby-Lüth-Produktion wiederholt) sowie andererseits als Kapitän der Dogfish einmal mehr Harald Eggers, außerdem auch noch den Tramp Nolly zum Schlechten gibt. Andere Kleinstrollen, wie etwa Kurt Klopsch als jener Tramp, der von Humply-Bill erschossen wird, werden, wie in der Branche üblich, natürlich gar nicht erst aufgeführt.

Nach den Ereignissen auf den „Dogfish“ gerät die Aufnahme dann aber leider gänzlich zur Aneinanderreihung radikal und unrealistisch eingekürzter Szenen. Exemplarisch zeigt sich dies schon beim Zusammentreffen der Rafters und der Tramps. Wenn Blenter und der Große Bär die Banditen beschleichen gehen, so hört sich dies an, als wechselten die beiden lediglich von einer Ecke eines Sofas in eine andere. Bei den Tramps angekommen, werden sie dann auch noch sogleich ergriffen – übrigens auch der große Bär, der bei May ja gar nicht in die Hände des Cornels gerät – doch der rote Brinkley kann sich seines Fangs ebenfalls keine 30 Sekunden erfreuen, denn schon ist Old Firehand out of nowhere da, um die beiden zu befreien und den Obergauner gefangenzunehmen, und größere Mengen an Tramps, die einen längeren Kampf nötig machen würden, scheint es dabei auch nicht zugeben.

Ebenso kurz an- wie abgeschnitten werden die Abenteuer um Humply-Bill, Castlepool und dem Osagenhäuptling Menaka Tanka sowie der Kampf um Butlers Farm geschildert. Insgesamt also erwartet den Hörer also leider nur Mittelmaß mit eganz wenig Höhepunketen und um so mehr Abstrichen.


kein Punkt kein Punkt
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